parallax background

Hat ein Computer Verstand?

Was arbeiten Mathematiker?
Was arbeiten eigentlich Mathematiker?
25. Oktober 2019
Schulname gesucht!
7. November 2019

Ein Beitrag zur Frage, ob Computer über einen Verstand verfügen.


Hat ein Computer Verstand? Was ich sage und wie mich Descartes unterstützen würde.

In der folgenden Ausarbeitung werde ich Stellung zu der Frage beziehen, ob ein Computer einen eigenen Verstand hat bzw. ob er diesen in Zukunft entwickeln könnte. Um dieses Thema zu diskutieren, gilt es zunächst einige Begrifflichkeiten zu definieren. Zum einen wäre das der Verstand. Jeder von uns wird diesen Begriff schon das ein oder andere Mal verwendet haben, doch die wenigsten - so vermute ich - könnten diesen spontan treffend definieren.

Der Begriff Verstand bezeichnet der Definition nach die „Fähigkeit zu verstehen, Begriffe zu bilden, Schlüsse zu ziehen, zu urteilen, zu denken“. Im Anschluss daran hier die offizielle Definition für den Begriff denken: „Die menschliche Fähigkeit des Erkennens und Urteilens anwenden; mit dem Verstand arbeiten; überlegen“. Nun könnte ich diese Diskussion aufgrund der Inhalte der Definitionen als abgeschlossen erklären - mache ich aber nicht.

René Descartes (1596 - 1650) setzte sich in dem 1637 erschienen Text „Ein naturphilosophisches Argument für die Verschiedenheit von Körper und Seele“ mit dem sogenannten Leib-Seele-Problem auseinander. In seinem Argumentationsgang setzt er auf Vergleiche zwischen Mensch, Tier und Maschine. Zur historischen Einordnung: Zu Lebzeiten Descartes zählten der Rechenschieber, das astronomische Fernrohr, das Mikroskop sowie die Pendeluhr zu den technischen Neuheiten. Im Laufe seiner Argumentation widerspricht er der Ansicht Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.). Aristoteles war davon überzeugt, dass Menschen eine (Vernunft-)Seele, Pflanzen eine vegetative und Tiere eine animalische Seele besäßen. Descartes war der Meinung, dass nur Menschen über eine Seele verfügten, Pflanzen sowie Tiere hingegen kein Gefühlsleben hätten.

Darüberhinaus gilt laut Descartes, dass nur was eine Seele hat, auch über Verstand bzw. Vernunft verfügt. Oder andersherum: Nur was vernünftig ist, hat eine Seele.

Nach einer ausführlichen Argumentation kommt er zu dem Schluss, dass die Seele des Menschen unabhängig von dessen Körper sei und nicht mit ihm sterbe. Da er keine andere mögliche Ursache für die Zerstörung der Seele findet, ist er sicher, dass diese unsterblich sei.

Wir befinden uns nun im späten Oktober des Jahres 2019. Quantencomputer, Autonome Gegenstände sowie Künstliche Intelligenz befinden sich mitten in ihrer Entwicklung. Fortschritte, die Descartes zwar andeutete, in seinem Umfang aber wohl kaum erahnte. Computer wie Siri verstehen uns, reden mit uns und beantworten uns unsere Fragen. Sie reagieren oft unterschiedlich und haben verschiedene Antworten auf ein und die selbe Frage parat. Man mag dazu neigen ihnen aufgrund dessen einen Verstand zuzusprechen. Doch was steckt dahinter? Warum sind moderne Computer dazu in der Lage mit uns zu kommunizieren? Warum können sie uns unsere Fragen beantworten? Die Antwort ist simpel. Dahinter steckt der Mensch. Menschen haben Computer erfunden, programmiert und immer weiter entwickelt. Menschen haben entschieden, welche Antwortmöglichkeiten ein Computer eingespeichert hat und wann welche gegeben wird. Um es mit Descartes Worten zu sagen: „ (...), dass sie (Computer) nicht aus Einsicht handeln, sondern nur zufolge der Einrichtung ihrer Organe.“ (Z. 20 f.).

Descartes konnte sich zwar schon 1637 vorstellen, dass Maschinen eines Tages in der Lage seien mit uns zu kommunizieren und auf verschiedene äußere Einwirkungen menschenähnlich reagieren würden. Er konnte sich allerdings nicht vorstellen, dass eine Maschine jemals dazu in der Lage sei, auf jede nur mögliche Frage passend zu antworten. Um das zu können, müsse sie nämlich über Vernunft verfügen „Denn die Vernunft ist ein Universalinstrument, das bei allen Gelegenheiten zu Diensten steht (...).“ (Z. 21 f.)

Nun stelle ich mir die Frage: Sind wir an genau diesem Punkt angekommen? Und wenn nicht werden wir jemals dort ankommen? Spätestens hier verschmelzen die Grenzen zwischen Philosophie und Wissenschaft.

Stand jetzt bin ich nicht davon überzeugt, dass die am weitesten entwickelte Maschine bzw. künstliche Intelligenz zuverlässig den Platz des Menschen samt seines Verstandes einnehmen könnte. Sicherlich kann eine KI mehr bzw. viel schneller Verknüpfungen verschiedener beispielsweise mathematischer Zusammenhänge herstellen, doch kann sie auch jeden Zusammenhang erschließen, zu dem der menschliche Verstand kommen könnte? Ich behaupte: Nein. Und selbst wenn doch, gibt es noch einen weiteren Punkt, der meiner Meinung nach elementar für die Erschließung des Zusammenhangs von Computern und dem Verstand ist, auch wenn dieser weder von der offiziellen Definition, noch von Descartes thematisiert wird.

Gemeint ist die Individualität. Vielleicht wird der (meiner Meinung nach bestehende) Zusammenhang deutlicher, wenn wir statt „Verstand“ fortan den Begriff „Verständnis“ verwenden. Etwas zu verstehen oder Verständnis für etwas aufzubringen, ist nur dann möglich, wenn man über Verstand verfügt. Darauf weißt schon die gemeinsame Wortfamilie hin, derer die drei Begriffe angehören. Ein Computer aber versteht nicht. Und hiermit nähern wir uns meinem Fazit. Ein Computer ist dazu in der Lage, Befehle von außen aufzunehmen und seiner Programmierung nach zu verarbeiten. Doch das ist es nicht, was ich „verstehen“ nenne. Die Kaffeemaschine produziert Kaffee, wenn ich ihr durch das Drücken des richtigen Knopfes die Anweisung gebe, dies zu tun. Doch was weiß sie schon? Ich sage: Nichts. René Descartes würde mir dabei mit ziemlicher Sicherheit zustimmen. Alles was eine Maschine tut, ist programmiert. Nichts, was die Maschine tut, resultiert aus Eigeninitiative. Selbst wenn man eine Maschine darauf programmiert zu einem unbestimmten Zeitpunkt etwas Beliebiges zu tun, kann man hier nicht von Eigeninitiative sprechen, da diese Handlung allein der Programmierung zu Grunde liegt. Den Verstand hinter dem Handeln von Maschinen hat immer und einzig und allein der Mensch