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Bei Gericht. Junge Philosoph:innen erforschen die Müh(l)en der Justiz

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Ein Besuch im Strafjustizgebäude Hamburg


Mitten in Hamburg, zwischen der Idylle von Planten und Blomen, unweit der sündigen Meile Reeperbahn und den Messehallen liegt das Strafjustizgebäude, flankiert von Landgericht und der Untersuchungshaftanstalt der Hansestadt. Tagtäglich finden hier Verhandlungen statt, werden seitens der Richer:innen Urteile „im Namen des Volkes“ gesprochen, entscheiden sich Lebenswege - Freispruch, Geld-, Bewährungs- oder Haftstrafe.

Am Freitag (09.06.2023) haben sich Schüler:innen der Kurse Werte und Normen 10 und Philosophie E auf den steinigen Weg gemacht, um Erfahrung bei Gericht zu machen - und so viel sei verraten: vor Gericht möchte (spätestens jetzt) niemand von uns mehr stehen! Denn das Betreten des Gebäudes allein ist schon eine ziemliche Herausforderung: Alle elektronischen Geräte müssen abgegeben werden, alles was als Waffe genutzt werden kann auch: einzeln passieren wir die Personenkontrolle, jeder metallene Ring, jede Halskette fällt auf und wird zur Kenntnis genommen. Da fühlt man sich schon überwacht...wir wissen, wir können hier jederzeit wieder raus, aber: wie geht es Menschen, die im Gefängnis diese Entscheidung ich mehr treffen können?

Neben der Beobachtung von Prozessterminen haben wir die Möglichkeit bekommen, einem Richter, einer Staatsanwältin und einem Protokollanten Fragen zu stellen. Nicht zuletzt wird dabei deutlich: Bei Gericht kommt es auf Genauigkeit an! Was ist passiert? (Deliktmäßigkeit) Was von dem, was geschehen ist, könnte strafbar sein? (Strafbarkeit) Und wofür tragen die daran beteiligten Personen individuelle Schuld? (Schuldhaftigkeit) - Und wenn das alles geklärt ist, muss man darüber nachdenken, mit welchem Ziel die Tat bestraft werden kann. Und welches Strafmaß angemessen ist. (Strafzumessung) - Das sind keine einfachen Fragen und wir haben sehr eindrücklich miterlebt, wie viel Mühe sich Richter:innen machen, um hier eine gerechte Antwort zu finden; und, dass manchmal selbst schreckliche Ereignisse nicht bestraft werden können, da den Handelnden vielmehr therapeutische Hilfe verordnet werden müsse.

Was bleibt? Bitte nicht in den Knast! Aber noch viel mehr: Vertrauen in die gewissenhafte Arbeit der Menschen, die im Justizwesen beschäftigt sind. Und die Erkenntnis, dass hier nicht allein Platz für Jurist:innen ist, der gesamte Apparat würde ohne die unzähligen Mitarbeiter:innen im Justizwesen schlicht nicht möglich sein; insofern ist das Justizwesen vielleicht doch ein attraktiver Arbeitgeber - Nachwuchs ist auf jeden Fall gefragt!

Leitung: Kub/Wal